Morgen

Franz Kafka: Die Verwandlung Es war nur ein Traum, mag man erleichtert ausrufen. Ein Affe sein, bis über die Knie herunter reichende Arme haben, am Fluss spazieren gehen wie ein Geck, in einer neuen schwarzkarierten Hose. Wie schön, wenn alle Aufregung vorüber ist! Aber ein Ungeziefer sein im Augenblick des Erwachens, das erleiden zu müssen, das wird dir ständig den Atem nehmen!  

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Strittige Sachverhalte

Die Analyse argumentativer Texte Es ist nicht müßig, nach dem Unterschied zwischen Information und Argument zu fragen. Über die Abgrenzung verschiedener Argumente herrscht vermutlich mehr Klarheit als über die Differenz zwischen Information und Argument. Zu Recht werden normative Argumente anders behandelt als deskriptive Argumente. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die zahlreichen Listen verschiedener Argumenttypen der Sache gerecht werden. Listen verschiedener Argumenttypen Die Analyse argumentativer Texte („Sachtextanalyse“) müsste vor allem den Unterschied zwischen reiner Information und überzeugender Argumentation betreffen. Es besteht nämlich Grund zu dem Verdacht, dass es schwierig ist, die Parteilichkeit (Absicht, Intention, Interesse usw.) eines Textes […]

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Sprache als Ausdruck von Weltansicht

Wilhelm von Humboldt Die Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Denken erschließt überall neue Fragen. So kann die Objektivität der Sprache, der Sprache einer Nation zum Beispiel, im Unterschied zur Subjektivität der Reflexion herausgestellt werden. Sprache bedeutet dann, dass der Sprecher sich in der Einheit und Allheit der ihn umgebenden Nationalsprache „einspinnt“ (Wilhelm von Humboldt) – und damit seine Individualität preisgibt. Die Nationalsprache erstreckt sich nämlich auf alles, was die intellektuelle Tätigkeit angeht. Die Nationalsprache, um einen Ausdruck der EDV zu verwenden, „formatiert“ das Denken. Andererseits ist die Sprache ohne Subjektivität kaum vorstellbar. Die Frage, wie es um […]

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Drei Dichter

Drei Dichter beratschlagten darüber, was schlimmer sei: die Lüge, das Schweigen oder der grenzenlose Eigensinn. Hin und her gingen die Gespräche, dass der Wirt in der dunklen Ecke staunte. Da brachte einer die Rede auf den Eigensinn, man sah nur die eine Seite seines Gesichts, es war Kafka. Bald war klar, dass er dem Eigensinn besonderen Stellenwert in seinem Werk einräumte. Nichts weniger als ein nachahmender Affe, der Anthropologie zur Deutung, sei man doch, gäbe man seinen Eigensinn auf! © Gerold Paul

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Wendezeiten

Hofmannsthals „Brief“ im geschichtlichen Kontext 1. Bruch mit dem mittelalterlichen Weltbild (Aspekte) Während sich auf dem europäischen Kontinent die Ländergrenzen neu ordnen, wird das englische Königreich unter Elisabeth I. zur Vormacht auf den Meeren (1588: Untergang der spanischen Armada). Auf dem Land bilden sich nach dem Ende der Religionskriege (1598: Edikt von Nantes) die modernen Staaten aus. Land und Meer werden neu verteilt. Die Raumrevolution vollzieht sich auch im Bereich des Denkens. Das Bewusstsein für die Universalität des Raumes (Kopernikanisches Weltbild) und die Subjektivität der Raumvorstellungen (René Descartes) erwacht. 2. Aufbruch ins 20. Jahrhundert (Aspekte) Die Technik des 19. […]

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Sprache und Wahrheit

Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn Nietzsche als Nominalist Nietzsche hat einen hohen Begriff von der Sprache. Trotzdem ist er der Ansicht, dass sie im Hinblick auf die „wirkliche“ Welt versagt. Wer meint, dass die Dinge um uns in der Sprache gespiegelt werden, irrt. Selbst in einer idealen Sprache ließen sich die Beziehungen der Mitglieder einer Wortfamilie untereinander klären (z. B. ziehen, Anzug, Erzieher, Zucht), die Beziehung eines Nomens (z. B. Baum) zu seinem Geschlecht (Maskulinum: der Baum) feststellen, jedoch niemals eine angemessene Beziehung zu der Welt außerhalb der Sprache herstellen. Nur durch Vergeßlichkeit kann der Mensch je dazu […]

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Die Sprache als Grenze der Welt

Sprache des Kalküls vs. Sprache der Evidenz Die Sprache schiebt der Natur den Riegel vor – dieser Gedanke zeigt sich bei Wittgenstein, aber auch im Brief des Lord Chandos (Hofmannsthal). Die Sprache ist, da sie nur in Begriffen zu scharfer Bestimmtheit gelangt, an die Logik gebunden. In der Metasprache werden die Regeln für diese Logik festgelegt. Der Sinn oder die Wahrheit sprachlicher Äußerungen erweist sich, abhängig von der Metasprache, also im Sinnzusammenhang logischer semantischer und syntaktischer Regeln. Diese vom frühen Wittgenstein (Tractatus logico-philosophicus) und im „Brief“ des Lord Chandos kritisch dargestellte Sprache ist eben nicht die Sprache der Evidenz, […]

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