Was ist tragisch?

Für die Tragödie im klassischen Sinn braucht es Helden von gewisser Größe, Helden, zu denen der Zuschauer aufschauen kann, Könige und andere vornehme Männer. Nur dann ist nämlich die so genannte Fallhöhe gegeben. Der tragische Held muss einen hohen sozialen Status bekleiden, damit der tragische Untergang möglich erscheint. Kurz: Nur wer hoch steht, kann tief fallen. Die Tragödie im klassischen Sinn wird außerdem durch die Schuld des Helden bestimmt. Der Held selbst ist es, dem die tragische Schuld anzurechnen ist. Für die Tragödie kommt als weiteres Merkmal hinzu, dass der Held selbst unwissentlich daran mitwirkt, dass seine Schuld aufgedeckt […]

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Luise!

Ferdinands fiktiver Liebesbrief Stellen Sie sich vor, Ferdinand und Luise, die beiden Liebenden aus dem Trauerspiel „Kabale und Liebe“ hätten eine Zeitreise unternommen und fänden sich in unserem Jahrhundert wieder. Wie wird es ihnen ergehen, hätte Ferdinand in unserer Zeit Aussichten darauf, Luise für sich zu gewinnen? Immer noch trennen sie „Welten“, gehört Luise einer um vieles einfacheren und ärmeren Schicht an. Wird Ferdinands Leidenschaft sich dieses Mal erfolgreicher durchsetzen können? Überlegen Sie bitte, welche Haltung Sie dieser Frage gegenüber einnehmen, und schreiben Sie in dieser Haltung den folgenden (fiktiven) Brief Ferdinands weiter. Klicken Sie auf das Bild, um […]

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In einer großen Stadt

Oder: Der Tod und das verlorene Ich Detlev von Liliencron In einer großen Stadt Es treibt vorüber mir im Meer der Stadt Bald der, bald jener, einer nach dem andern. Ein Blick ins Auge, und vorüber schon. Der Orgeldreher dreht sein Lied. Es tropft vorüber mir ins Meer des Nichts Bald der, bald jener, einer nach dem andern. Ein Blick auf seinen Sarg, vorüber schon. Der Orgeldreher dreht sein Lied. Es schwimmt ein Leichenzug im Meer der Stadt, Querweg die Menschen, einer nach dem andern. Ein Blick auf meinen Sarg, vorüber schon. Der Orgeldreher dreht sein Lied. GEDICHTINTERPRETATION EINLEITUNG […]

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Liebe ist alles?

Von den Grenzen der Empfindung Kabale und Liebe, I, 4 EINLEITUNG Sie orientieren den Leser über den gesamten vorliegenden Text. Es liegt in der Absicht des bürgerlichen Trauerspiels „Kabale und Liebe“, die mit der Liebe verbundene Lebenslüge aufzuzeigen. Die Lebenslüge besteht in der Tabuisierung des zeitbedingten Konflikts, des Konflikts zwischen Adels- und Bürgerstand. Der Adelsspross Ferdinand von Walter meint, seine Liebe zu der Bürgerstochter Luise Miller hebe die Ständeschranken auf. Darum möchte er Luise für sich gewinnen und zur Ehefrau machen. Es liegt auf der Hand, wie unmöglich, ja bizarr solch eine Verbindung den Zeitgenossen erscheinen musste. Das Trauerspiel […]

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Ein herrlicher Sonnenaufgang!

„Aufklärung“ Hätte es den entsprechenden Wettbewerb vor 250 Jahren bereits gegeben, das Wort „Aufklärung“ wäre gewiss zum „Wort des Jahres“ erklärt worden. Aber nicht nur im deutschen Sprachraum war die mit diesem Wort verbundene Idee in aller Munde. Die Idee der Aufklärung war eine europäische Idee. Anfangs wurde sie nur unter den Gebildeten Europas kommuniziert, später wurde sie zur Idee, die auch die Herzen der unteren Stände bewegte. Dieser universale Anspruch war in der Idee der Aufklärung selbst begründet. Die Aufklärung überschritt die Ständegrenzen, sie wollte alle und jeden erreichen. „Der Mensch [sollte]“, schrieb Hegel später im Rückblick auf […]

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