Der Roman „Fabian“ – littérature engagée?

Beobachtungen zum Protagonisten und zum Erzähler Erich Kästner ist in ganz anderem Sinne Erzähler als Franz Kafka. Während Kafkas Erzähler versuchen in das Innere der Figuren zu blicken – und daher die personale Erzählperspektive wählen –, betrachten Kästners Erzähler die Figuren mit Distanz. Kafka interessiert sich für das Innere der Figuren, insbesondere für deren rätselhafte Scham und fortwährende Selbstanklage – Kästners Interesse gilt der Perspektive von unten. Das heißt, sein Berichtstil hat viel mit der Reportage gemeinsam. Dabei muss die engagierte von der neutralen Reportage abgegrenzt werden. Was muss darüber im Fall „Fabian“ gesagt werden? Die Titelfigur selbst scheint […]

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Noch einen Moment. Bald ist es so weit!

Erich Kästner: Jahrgang 1899 Interpretation Einleitende Bemerkungen: Kästners Gedicht handelt von den Erfahrungen der Vertreter des Jahrgangs 1899, genauer: von den Erfahrungen der Männer, die in der Weimarer Republik beruflich gesehen Aufsteiger oder Absteiger waren und nebenbei Adolf Hitlers Aufstieg ermöglicht haben. Die in der Form einer sozialkritischen Ballade verfasste Gesellschaftssatire erweist sich am Ende als Mahnung. Aus der Generation in der Krise kann nichts Gutes hervorgehen. Das Gedicht von Erich Kästner ist im Jahr 1928 erschienen. Bemerkungen zum Inhalt: Die ersten drei Strophen handeln von den Jugendjahren der aus dem Jahr 1899 stammenden Generation. Die in der letzten […]

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Ginkgo biloba

Gingko biloba Dieses Baums Blatt, der von Osten Meinem Garten anvertraut, Gibt geheimen Sinn zu kosten, Wie’s den Wissenden erbaut. Ist es Ein lebendig Wesen, Das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesen, Daß man sie als Eines kennt? Solche Fragen zu erwidern, Fand ich wohl den rechten Sinn: Fühlst du nicht an meinen Liedern, Dass ich Eins und doppelt bin? Interpretationshypothesen: Der Lieblingsbaum Johann Wolfgang von Goethes ist der Ginkgo-Baum, das lebende Fossil, das im 18. Jahrhundert auch in Europa heimisch wurde. Die Bildung des Blattes ist derart beschaffen, dass Goethe es „als Sinnbild […]

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Das Problem des Raumes

Das Problem des Raumes im modernen Roman am Beispiel von Erich Kästners Roman „Fabian“ (1931) Selig ist die Zeit, in der die Wege weit und doch vertraut wie die eigenen vier Wände sind. Selig die Zeit, in der das Licht der Sterne Orientierung bietet. Don Quijote ist trotz seiner Verrücktheiten mit dieser Welt zurechtgekommen. Sancho Panza hat ihm dabei geholfen. Von ganz anderer Wesensart ist Erich Kästners tapferer Ritter mit dem Namen „Fabian“. „[M]an [kann] wirklich nicht wissen, wo man ist“, sagt der Erzähler (Erich Kästner: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten. Erstausgabe von 1931, dtv: München 31. Auflage 2015, […]

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Was ist klassisches Theater?

Was ist klassisches Theater? Wer glaubt, dass Gustav Freytag bei der Beantwortung unserer Leitfrage helfe, der braucht nur auf Goethes Dramen zu blicken. (Erst mit der „Iphigenie“ nimmt Goethe einen Stoff der Antike auf und bringt ihn in eine dramatische Form, über die Christoph Martin Wieland bewundernd sagt: „Iphigenie scheint bis zur Täuschung, sogar eines mit den Griechischen Dichtern wohl bekannten Lesers, ein altgriechisches Werk zu seyn.“ Schillers Kommentar aber muss unbedingt hinzu gelesen werden: „Sie [Iphigenie, Anm. d. Verf.] ist aber so erstaunlich modern und ungriechisch, dass man nicht begreift, wie es möglich war, sie jemals einem griechischen […]

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