Was ist klassisches Theater?

Was ist klassisches Theater? Wer glaubt, dass Gustav Freytag bei der Beantwortung unserer Leitfrage helfe, der braucht nur auf Goethes Dramen zu blicken. (Erst mit der „Iphigenie“ nimmt Goethe einen Stoff der Antike auf und bringt ihn in eine dramatische Form, über die Christoph Martin Wieland bewundernd sagt: „Iphigenie scheint bis zur Täuschung, sogar eines mit den Griechischen Dichtern wohl bekannten Lesers, ein altgriechisches Werk zu seyn.“ Schillers Kommentar aber muss unbedingt hinzu gelesen werden: „Sie [Iphigenie, Anm. d. Verf.] ist aber so erstaunlich modern und ungriechisch, dass man nicht begreift, wie es möglich war, sie jemals einem griechischen […]

Weiterlesen

Dies Bildnis ist bezaubernd schön

Doktor Faust und die Frauen – Entdeckung der Liebe? Der Besuch in der Hexenküche (V. 2337–2604) gehört zu der so genannten kleinen Weltfahrt Fausts – die zweite, große Weltfahrt wird im zweiten Teil der Tragödie dargeboten. Doktor Faust hat das Studierzimmer verlassen, er wächst infolge der Teufelswette über die wissenschaftliche Arbeit hinaus, um die Welt von anderer Seite kennen zu lernen. In Auerbachs Keller sieht er an den am Trinkgelage Beteiligten, was Maßlosigkeit bedeutet. Die fröhlichen Zecher, von Mephistopheles‘ magischen Künsten befeuert, sind völlig ungehemmt und verspotten alles, was in der Welt als heilig gelten könnte: Politik, Religion und […]

Weiterlesen

Fausts Wette

Faust geht mit Mephistopheles keinen Pakt ein, sondern eine Wette. Die Wette lautet: In Goethes Fassung (V. 1693–1707) heißt es: Faust: Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, So sei es gleich um mich getan! Kannst du mich schmeichelnd je belügen, Dass ich mir selbst gefallen mag, Kannst du mich mit Genuss betrügen, Das sei für mich der letzte Tag! Die Wette biet ich! Mephistopheles: Topp! Faust: Und Schlag auf Schlag! Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn! Dann mag […]

Weiterlesen

Ein Wissenschaftler namens Faust

Goethe: Faust (1832) Im Folgenden ist von einem Wissenschaftler die Rede und von einem Tabu der Religion. (Sie sehen und hören Will Quadflieg in der Rolle dieses Wissenschaftlers.) Daran schließt sich die Frage an, worin das Drama um den Wissenschaftler mit dem Namen Faust eigentlich besteht. Auf diese Weise soll der Unterschied zu anderen Wissenschaftsdramen deutlich werden. Faust ist kein Wissenschaftler vom Schlage Galileis. Wer den berühmten Wissenschaftler der Universität Padua aus dem Unterricht kennt, weiß, dass viele Verbindungen von ihm zur Kirche und von der Kirche zu ihm zurück führen. Er sieht, wie Brecht es im „Leben des […]

Weiterlesen