Gegen die „aufzählende“ Dichtung!

Romantische Lyrik als ursprüngliche Poesie Das bereits in der Epoche des Sturm und Drang sich manifestierende Interesse am „einfachen“ Volkslied wird in der Romantik wieder aufgegriffen. Es ist keine Extravaganz, wenn die Dichter der Romantik sich nicht mehr von den Griechen, sprich: von der klassizistischen Dichtung Frankreichs inspirieren lassen, darin spricht sich vielmehr die Überzeugung aus, dass jede Dichtung lokal und historisch bedingt sei. Das Verständnis für die eigene Kultur wird größer. Ein vertieftes Verständnis für die lokale und geschichtliche Individualität der Dichtung beweisen Karl Philipp Moritz und Friedrich Schlegel. Deren Interesse an der Ursprünglichkeit der Dichtung wirkt bis […]

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Keine Rede von Weltflucht!

Die romantische Skepsis Die Theoretiker der Goethezeit fragten nach dem Wesen der Romantik sicher anders, als wir es heute tun. Keine Rede ist dabei von Weltflucht, leerer Sentimentalität und verkitschter Stimmung. Solche Vorurteile gegenüber der Epoche werden dann zunichte gemacht, wenn sie an den Frühromantikern selbst und an ihrer Vorgeschichte geprüft werden. Erschüttert ist nämlich das Vertrauen auf den klassizistischen Geschmack, das Vertrauen auf die Vorbildhaftigkeit der Alten. „Romantische Künstler arbeiten in dem Bewusstsein, den Ansprüchen des Schönen nicht gewachsen zu sein“ (Albert Meier: Klassik – Romantik. Reclam UB 17674: Stuttgart 2008, 33). Die Frage nach dem Wesen der […]

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Alles gut?

Das Gnadenangebot des Kurfürsten Prinz Friedrich von Homburg: Vierter Aufzug, vierter Auftritt EINLEITUNG Für viele ist bereits das morgendliche Aufstehen Ausdruck des guten Willens. Frühaufsteher haben ihn gewiss in anderer Hinsicht nötig. Ohne den guten Willen verfehlen Vorsätze ihre Wirkung, verliert die Reue ihren Wert. Der gute Wille bildet schließlich den Charakter des Menschen. Heinrich von Kleist übernimmt diesen kantischen Gedanken in dem Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“. Kleist scheint in dem Prinzen Charakterbildung demonstrieren zu wollen. Ist das Schauspiel daher als Erziehungsdrama zu betrachten? Dieser Vorstellung folgend wäre der Kurfürst der Erzieher des Prinzen und der Prinz durch […]

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Nicht mehr leben können

Joseph von Eichendorff: Das zerbrochene Ringlein (1837) In einem kühlen Grunde Da geht ein Mühlenrad, Mein Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu versprochen, Gab mir ein’n Ring dabei, Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein sprang entzwei. Ich möcht als Spielmann reisen Weit in die Welt hinaus, Und singen meine Weisen, Und gehn von Haus zu Haus. Ich möcht als Reiter fliegen Wohl in die blutge Schlacht, Um stille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. Hör ich das Mühlrad gehen: Ich weiß nicht, was ich will – Ich möcht am liebsten sterben, Da […]

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Es gibt keine richtige Liebe in der falschen.

Heinrich Heine als Aufklärer Heinrich Heine ist vor allem Aufklärer, trotz seiner Begeisterung für das romantische Gefühl. Sein Interesse gilt daher mehr der Erfahrung als der Empfindung. Auch im Hinblick auf die Liebe – welche das Hauptthema in seiner unter den Zeitgenossen überaus populären Gedichtssammlung mit dem Titel „Buch der Lieder“ (1827) bildet – liegt Heine mehr daran, Erfahrungen mit der Liebe zu vermitteln. Empfindungen sind ihm verdächtig. Dem Leser sei daher Vorsicht angeraten. Nichts ist so, wie es scheint. Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt; Der andre liebt eine andre Und hat sich mit […]

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Liebe als universale Kraft

Mondnacht Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müsst’. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis’ die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. Von Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“ stellt zwar kein Liebesgedicht im üblichen Sinn dar, Liebe als Weltenharmonie stellt dennoch ein zentrales Motiv des Textes dar. Das Gedicht ist regelmäßig nach Art einer Volksliedstrophe gestaltet. Es gliedert sich in drei Quartette. Die Verse sind […]

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Schwindel. Gefühle. Sehnsucht.

Die kindliche Liebe der Mignon Manchen Menschen scheint die Liebe besonders leicht zu fallen. Ihre Liebe ist unkompliziert, verschwenderisch, voll Sehnsucht und gleichermaßen unvernünftig. Solch einer – kindlichen – Liebe hat Goethe in Mignon, der Rollenfigur des vorliegenden Gedichts, lebendigen Ausdruck gegeben. Mignon verkörpert das „stille Verlangen nach dem Unendlichen“ (Friedrich Schlegel: Lucinde) und stellt damit den Inbegriff romantischer Liebe dar. Das Gedicht thematisiert Mignons Liebeskummer. Der Leser erfährt von der Abwesenheit ihres Geliebten. Mignon beklagt ihr Alleinsein. Vermutlich ist dem Autor daran gelegen, über den Einzelfall hinausgehend zu zeigen, dass der unbegrenzten, kindlichen Liebe unbegrenztes Leid entspricht. Nur […]

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