Da sucht man lieber Kräuter

Goethe und die Naturwissenschaften Dass Goethe sich für die Naturwissenschaften begeisterte, dass seine naturwissenschaftlichen Studien einen beträchtlichen Umfang in seinem Werk ausmachen, ist vor allem im Vergleich mit Schiller entscheidend. Während Goethe sich dem Studium der Natur widmete, lieber Kräuter oder Steine sammelte, wie Schiller spottete, nahm dieser an anderen Differenzen teil und versandte Aufsätze über Freiheit und ästhetische Doktrinen. Schiller äußerte 1787 gegenüber Körner: „Goethes Geist hat alle Menschen, die sich zu seinem Zirkel zählen, gemodelt. Eine stolze philosophische Verachtung aller Speculation und Untersuchung, mit einem bis zur Affectation getriebenen Attachement an die Natur und einer Resignation in […]

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Nur für einen Gott gemacht

  Goethes „Faust“ als offenes Drama Die, von Schiller und Goethe bevorzugte, geschlossene Form des Dramas löst sich bei Goethe selbst wieder auf, und zwar im „Faust“, diesem in mehrfacher Hinsicht potenzierten Drama, das wie ein Welttheater über Welttheater erscheint. Denn im „Faust“ kehrt Gustav Freytags Dramenschema gleich mehrfach wieder, im ersten Teil bekanntlich das erste Mal in der Gelehrtentragödie und das zweite Mal in der Gretchentragödie. Goethe spielt mit den Formen, indem er dem ersten Teil der Tragödie die „Zueignung“, das „Vorspiel auf dem Theater“ und den „Prolog im Himmel“ voranstellt. So entsteht ein Spielraum, der, wie es […]

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Die Erd ist höllenheiß

  STRASSE (Woyzeck kommt und will vorbeieilen) HAUPTMANN: He, Woyzeck, was hetzt Er sich so an uns vorbei. Bleib er doch, Woyzeck! Er läuft ja wie ein offnes Rasiermesser durch die Welt, man schneid’t sich an Ihm; Er läuft, als hätt Er ein Regiment Kosaken zu rasieren und würde gehenkt über dem längsten Haar noch vor dem Verschwinden. Aber, über die langen Bärte – was wollt‘ ich doch sagen? – die langen Bärte … DOKTOR: Ein langer Bart unter dem Kinn, schon Plinius spricht davon, man müsst es den Soldaten abgewöhnen … HAUPTMANN (fährt fort): Ha, über die langen […]

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Goethes „Faust“ als Theodizee

(Theater über Theater zur Anklage Gottes) Die Aufgabe einer Kritik Gottes lässt sich als Frage nach seinem Verhältnis zum Leid beschreiben. Zum allgütigen und allmächtigen Gott wird Gott ja erst dann, wenn er wirklich in die Verhältnisse eingreift. Spielt Gottes Güte aber eine Rolle angesichts der unzähligen, vergeblichen Versuche der Menschen, das Böse zu überwinden? Die menschliche Sphäre scheint mehr von bösen Dämonen, Erdgeistern bestimmt zu sein. Das, heißt es im „Faust“, ist selbst dem Teufel nicht recht: „Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen / Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen“ (V. 297–298). Was die im […]

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Was ist klassisches Theater?

Was ist klassisches Theater? Wer glaubt, dass Gustav Freytag bei der Beantwortung unserer Leitfrage helfe, der braucht nur auf Goethes Dramen zu blicken. (Erst mit der „Iphigenie“ nimmt Goethe einen Stoff der Antike auf und bringt ihn in eine dramatische Form, über die Christoph Martin Wieland bewundernd sagt: „Iphigenie scheint bis zur Täuschung, sogar eines mit den Griechischen Dichtern wohl bekannten Lesers, ein altgriechisches Werk zu seyn.“ Schillers Kommentar aber muss unbedingt hinzu gelesen werden: „Sie [Iphigenie, Anm. d. Verf.] ist aber so erstaunlich modern und ungriechisch, dass man nicht begreift, wie es möglich war, sie jemals einem griechischen […]

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