Fausts Wette

Faust geht mit Mephistopheles keinen Pakt ein, sondern eine Wette. Die Wette lautet: In Goethes Fassung (V. 1693–1707) heißt es: Faust: Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, So sei es gleich um mich getan! Kannst du mich schmeichelnd je belügen, Dass ich mir selbst gefallen mag, Kannst du mich mit Genuss betrügen, Das sei für mich der letzte Tag! Die Wette biet ich! Mephistopheles: Topp! Faust: Und Schlag auf Schlag! Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn! Dann mag […]

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Wissenschaftstheater

Faust und Wagner (V. 522–601) EINLEITUNG Sie orientieren den Leser Ihrer Klausur über die „Tragödie Faust“, indem Sie Textgattung, Titel, Autor und Erscheinungsjahr des Textes benennen, den Inhalt und die Thematik kurz beschreiben, z. B.: Die von Goethe so genannte „Tragödie Faust“ gibt Kontraste vor, die sich am Ende auflösen. Der Text bewahrt die Überzeugung, dass das Böse im eigenen Herzen keimt, die Hoffnung auf das Gute aber bestehen bleibt. Der des Lebens überdrüssig gewordene Universalgelehrte Faust testet gedanklich die Grenzen des sittlich Erlaubten aus, als ihm wie zufällig der Teufel begegnet. Dieser möchte ihn auf den Weg des […]

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Prolog im Himmel

Faust – Klausurvorbereitung Aufgabe: Analysieren Sie den Prolog im Himmel (V. 243–353) unter besonderer Berücksichtigung der Funktion des Teufels. Einleitung Sie orientieren den Leser Ihrer Klausur über die „Tragödie Faust“, indem Sie Textgattung, Titel, Autor und Erscheinungsjahr des Textes benennen, den Inhalt und die Thematik kurz beschreiben, z. B.:   Die von Goethe so genannte „Tragödie Faust“ gibt Kontraste vor, die sich am Ende auflösen. Der Text bewahrt die Überzeugung, dass das Böse im eigenen Herzen keimt, die Hoffnung auf das Gute aber bestehen bleibt. Der des Lebens überdrüssig gewordene Universalgelehrte Faust testet gedanklich die Grenzen des sittlich Erlaubten […]

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Geisterstunde

Das Nachtmotiv in Goethes „Faust“ Die Bindung von Fausts erstem Auftreten an die Nacht hat ihren guten Grund. Es ist eine verbreitete Vorstellung, dass in der Nacht das Schicksal innehält. „Nun ist die wahre Spükezeit der Nacht, / Wo Grüfte gähnen, und die Hölle selbst / Pest haucht in diese Welt. Nun tränk’ / ich wohl heiß Blut, / Und täte Dinge, die der bittre Tag / Mit Schaudern säh’.“ (Shakespeare: Hamlet III 2) In der Nacht, vorzüglich um Mitternacht wird nach gängiger Vorstellung nämlich das Gesetz der Zeit aufgehoben – die Luke zu der „Anderen Seite“ öffnet sich, […]

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Ein Wissenschaftler namens Faust

Goethe: Faust (1832) Im Folgenden ist von einem Wissenschaftler die Rede und von einem Tabu der Religion. (Sie sehen und hören Will Quadflieg in der Rolle dieses Wissenschaftlers.) Daran schließt sich die Frage an, worin das Drama um den Wissenschaftler mit dem Namen Faust eigentlich besteht. Auf diese Weise soll der Unterschied zu anderen Wissenschaftsdramen deutlich werden. Faust ist kein Wissenschaftler vom Schlage Galileis. Wer den berühmten Wissenschaftler der Universität Padua aus dem Unterricht kennt, weiß, dass viele Verbindungen von ihm zur Kirche und von der Kirche zu ihm zurück führen. Er sieht, wie Brecht es im „Leben des […]

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Über Orest

An Goethes Gestaltung der Figur Orest wird deutlich, wie Charaktere in ihr Gegenteil umschlagen können. Fühlt der junge Orest wie eine Figur des Sturm und Drang sich belebt durch die Bestimmung zur Freiheit, empfindet der ältere Orest, von den Erinnyen verfolgt, tief die Unmöglichkeit der Freiheit. Will der Leser die Figur des Orest richtig erfassen, muss er diese doppelte Bestimmtheit berücksichtigen. Natürlich hat der Muttermord den Bruch herbeigeführt. Daran darf der Leser nicht vorbeigehen: Orest ist ein schuldbeladener Charakter. Es muss jedoch festgehalten werden: Die wahnsinnige Klage des Orest verweist darauf, wie sehr er die Mutter geliebt hat.

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Spiegel des Humanen

Wie wird Orest geheilt? Das Befremden, mit dem Iphigenie und Orest einander begegnen, ist von der gleichen Art wie das Befremden, mit dem ein Mensch sein Spiegelbild betrachtet. Für Orest ist Iphigenie ebensowenig greifbar, wie eine Reflexion im Spiegel greifbar ist. Für Goethe offenbart der Spiegel das so genannte Doppelgesicht. So erkennt der wahnsinnige Orest anfangs nicht die Schwester in dem Gesicht der Schwester, sondern nur die Furie, allgemeiner gesagt: nur das strafend Göttliche darin (V. 1169–1171: „Verbirgt in dir sich eine Rachegöttin? / Wer bist du, deren Stimme mir entsetzlich / Das Innerste in seinen Tiefen wendet?“). Ist […]

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