Natur-Sprache versus Menschen-Sprache

Die Sprache der Natur ist Sprache der Empfindung. Diese Sprache ist sowohl Pflanzen, Tieren als auch Menschen, so legt Herder es nahe, als ein Naturgesetz auferlegt: „Das war gleichsam der letzte, mütterliche Druck der bildenden Hand der Natur, daß sie allen das Gesetz auf die Welt mitgab: ‚Empfinde nicht für dich allein: sondern dein Gefühl töne!‘“ Die Gliederung verdanke ich Tilman Borsche: „Natur-Sprache. Herder – Humboldt – Nietzsche“, in: T. Borsche/F. Gerratana/A. Venturelli (Hg.): ‚Centauren-Geburten‘. Wissenschaft, Kunst und Philosophie beim jungen Nietzsche, Berlin/New York: de Gruyter 1994, 122. Die Menschensprache aber, um das Gegenteil zur mechanischen Natursprache zu finden, […]

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Über die Sprache des Menschen

Als Wirbel- und Säugetier ist der Mensch dem Tier untergeordnet, als Person ist er ihm entgegengesetzt. Demnach bestehen Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Gegensätze zwischen Mensch und Tier. Hinsichtlich der Sprache gilt: Sowohl der Mensch als auch das Tier sprechen. Bestimmte Wirbeltiere, Graupapageien zum Beispiel, können eine erstaunliche Vielzahl von Wörtern artikulieren. Wer jedoch den Begriff der Sprache in diesem Sinne verwendet, lässt die Darstellungsfunktion der Sprache unberücksichtigt. Es liegt auf der Hand, dass die Tier- und Menschensprache Signalsprache ist. So muht die Kuh, wenn sie gemolken werden möchte; so signalisiert der Mensch durch sein Räuspern, dass er angehört werden möchte. […]

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Im Anfang war das Wort

Gottfried Benn: Ein Wort (1941) Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen erkanntes Leben, jäher Sinn, die Sonne steht, die Sphären schweigen und alles ballt sich zu ihm hin. Ein Wort – ein Glanz, ein Flug, ein Feuer, ein Flammenwurf, ein Sternenstrich – und wieder Dunkel, ungeheuer, im leeren Raum um Welt und Ich. Trotz des geringen Umfangs von nur acht Zeilen scheint das vorliegende Gedicht in Konkurrenz mit den etablierten Schöpfungsgeschichten treten zu wollen. So bildet es eine bilderreiche Assoziationskette ab, durch die ein weiter Bogen vom Universum bis zum Ich des Sprechers gespannt wird. Das Gedicht […]

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