Vom Glück des einfachen Mannes
Glücklich sind die Zeiten, in denen die Geschichten ein gutes Ende nehmen. Glücklich sind die Zeiten, in denen die Menschen nach überstandenem Leid neu anfangen dürfen. Alles ist neu für sie und dennoch vertraut. So vollendet sich auch das Schicksal Mendel Singers, des einfachen Mannes, dieser dem biblischen Hiob nachgebildeten Figur aus Joseph Roths 1930 erschienenem Roman „Hiob“. Und die Schriftsteller? Liegt es nicht bei den Schriftstellern, dieses Glück nachzuzeichnen? Versteht es sich nicht von selbst, dass sie den Ursachen des Glückes nachgehen, mag es auch noch so bescheiden ausfallen wie im Fall des blassen Mannes aus Zuchnow? Nicht wenige werden sich auf den Standpunkt stellen, dass diese an sich nützliche Aufgabe nur mit Ironie zu bewältigen sei. Denn die Idee, vom Glück des einfachen Mannes zu schreiben, sei doch eigentlich widersinnig. Und davon zu schreiben, das beweise entweder große Dummheit oder unerhörte Frechheit, wenn es zudem noch, wie im Falle Joseph Roths, 1930, in der Zeit der großen wirtschaftlichen Krise geschieht.
Arbeitsanregungen:
- Wie beurteilen Sie die Rede vom Glück des einfachen Mannes? Was ist daran richtig, was falsch?
- Finden Sie Sprichwörter, Märchen, Zitate, die beschreiben, wie auch der einfache Mensch glücklich werden kann. Was halten Sie daran wiederum für richtig, was für falsch oder überholt?