Der Sandmann. Klausur zur Probe

Der Schluss der Novelle Nathanaels fluchtartiger Sturz vom Rathausturm Das Kindheitstrauma bedeutet einen starken Einbruch in Nathanaels Lebenslauf, in das, was er fühlt und fürchtet, denkt und tut. Den Ausgang bildet die Situation hinter der Gardine, in der Stube des Vaters. Von dieser nimmt das seltsame Rachedrama, das E. T. A. Hoffmann im „Sandmann“ entwickelt, seinen Ausgang. Dass Nathanael den ernsthaften Entschluss zur Rache nicht ausführen kann, liegt zum einen an seiner wiederholten Ideenflucht und an narzisstischer Selbstbespiegelung. Der starke Einbruch in der Kindheit ist vor allem von der Angst bestimmt, die Augen durch den im Advokaten Coppelius, aus […]

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Ein Brief

Nathanael und der Feuerkreis Es sei eine merkwürdige Sache mit dem Feuer, sagte Hoffmann. Es spiele mit dem, der ihm zu entkommen versuche. Siegmund habe das nicht verstehen können, weil er überall nur Ausschweifung und Exaltation gesehen habe. Nur die Geräte in dem wunderlichen Laboratorium hätten seinen arbeitsamen Sinn angezogen, der umgestürzte Blumenstrauß; die in Glaskästen ausgestellten Organe mit ihrem reinatmigen Aufbau habe er wie Bücher aus ihren Regalen herausgenommen und betrachtet. Aber das Feuer habe Nathanael von allen Seiten eingeschlossen, sich allmählich, wie die Gesellschaft um den Außenseiter, herumgearbeitet. Die Menschen mit Krawatte, Anzug und anderen Kleinigkeiten, die […]

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Narziss Nathanael

Die Umgestaltung der Figur des Rächers Das Kindheitstrauma bedeutet einen starken Einbruch in Nathanaels Lebenslauf, in das, was er fühlt und fürchtet, denkt und tut. Den Ausgang bildet die Situation hinter der Gardine, in der Stube des Vaters. Von dieser nimmt das seltsame Rachedrama, das E. T. A. Hoffmann im „Sandmann“ entwickelt, seinen Ausgang. Dass Nathanael den ernsthaften Entschluss zur Rache nicht ausführen kann, liegt zum einen an seiner wiederholten Ideenflucht und an narzisstischer Selbstbespiegelung. Der starke Einbruch in der Kindheit ist vor allem von der Angst bestimmt, die Augen durch den im Advokaten Coppelius, aus der Sicht des […]

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Nathanaels „Geisterseherei“

Melancholie und Leben Die Unmöglichkeit, sich vorzustellen, dass der kränkliche Nathanael eine gesunde Beziehung mit Clara führt, lässt die Frage entstehen, wie es um die Verfassung jenes Charakters bestellt ist, dass er nicht umhin kann, zu scheitern. Die Antwort ist häufig auf die Formel gebracht worden, in Nathanael begegne dem Leser eine Figur, die an den Folgen eines schrecklichen Traumas leide. Das Nachdenken über das eigene Geschick hat viele Gesichter: Der Melancholiker betrachtet die erlebte Zeit als die verlorene Zeit. So erlebt Nathanael den Vater beim Erscheinen des Sandmanns: in melancholischer Starre versunken. Doch nicht nur über den Vater, […]

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Leere Wünsche?

Kleist und die romantische Sehnsucht „Der leere Wunsch, die Zeit zwischen dem Begehren und Erwerben des Begehrten vernichten zu können, ist Sehnsucht.“ So fasst Kant einen Ausdruck, der sich trefflich auf die Zeit der Romantik anwenden ließe. „Sehnsucht“ wäre als ein typisch romantisches Motiv zu nennen. Auch Kleist stand dieser Ausdruck zur Verfügung. Sein Werk lässt sich, im Allgemeinen gesprochen, als Ausdruck einer Sehnsucht nach subjektiver Ordnung oder, wie Rüdiger Safranski es formuliert, als Sehnsucht nach einem imaginären Ich verstehen. Kleist war „mit dem Extremismus seiner Gefühle und dem Absolutismus seines Ichs einer der genialen Romantiker. Aber auch ein […]

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SEHNSUCHT

Oder: Sentimental Journey Joseph von Eichendorff:Sehnsucht Es schienen so golden die Sterne,Am Fenster ich einsam standUnd hörte aus weiter FerneEin Posthorn im stillen Land.Das Herz mir im Leibe entbrennte,Da hab’ ich mir heimlich gedacht:Ach, wer da mitreisen könnteIn der prächtigen Sommernacht! Zwei junge Gesellen gingenVorüber am Bergeshang,Ich hörte im Wandern sie singenDie stille Gegend entlang:Von schwindelnden Felsenschlüften,Wo die Wälder rauschen so sacht,Von Quellen, die von den KlüftenSich stürzen in Waldesnacht. Sie sangen von Marmorbildern,Von Gärten, die überm GesteinIn dämmernden Lauben verwildern,Palästen im Mondenschein,Wo die Mädchen am Fenster lauschen,Wann der Lauten Klang erwacht,Und die Brunnen verschlafen rauschenIn der prächtigen Sommernacht. […]

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Das unendliche Gedächtnis der Liebe –

Clemens Brentano: „Der Spinnerin Nachtlied“ Es sang vor langen Jahren Wohl auch die Nachtigall, Das war wohl süßer Schall, Da wir zusammen waren. Ich sing und kann nicht weinen, Und spinne so allein Den Faden klar und rein, So lang der Mond wird scheinen. Als wir zusammen waren, Da sang die Nachtigall. Nun mahnet mich ihr Schall, Dass du von mir gefahren. So oft der Mond mag scheinen, Denk ich wohl dein allein. Mein Herz ist klar und rein, Gott wolle uns vereinen. Seit du von mir gefahren, Singt stets die Nachtigall, Ich denk bei ihrem Schall, Wie wir […]

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