Der kleine Mönch

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Der Streit, der zwischen Galileo Galilei und der Kirche ausgefochten wurde, wirkt heute niederträchtig, hinterhältig und wirr. Nichtsdestoweniger ist der Streit bedeutsam, hat er, auf lange Sicht gesehen, doch für eine Umwälzung im Denken gesorgt. Der Streit gilt als Ausdruck des dramatischen Kampfes zwischen Naturwissenschaft und Kirche. Der Wissenschaftler Galilei hat dabei bewirkt, dass jene Ansicht nicht mehr tragbar ist, dass nämlich die Erde in Ruhe sei und von der Sonne umlaufen werde. Das ptolemäische Weltbild wird abgelöst.

In der Figur des kleinen Mönchs aus Brechts Schauspiel „Leben des Galilei“ tritt die Haltung der Kirche deutlich hervor. Dessen Haltung gegenüber dem neuen Himmel ist allerdings weniger krass als beispielsweise die des Kardinal Inquisitors aus demselben Schauspiel. Er ist Physiker. Und seine Seele ist nicht so verengt, dass er sich nicht für die neue Richtung begeistern könnte. Doch vergisst er auch nicht die Verheißungen seitens der Kirche, dass die Erde propter nos homines – für uns Menschen geschaffen worden sei. Sein Weltbild muss daher anthropozentrisch sein.

Das Problem besteht, allgemein gesprochen, darin, dass die Theorie des Universums vielleicht nicht auf die menschlichen Verhältnisse übertragbar ist. Auch die moralische Erde wäre dann rund und Revolutionen unterworfen (vgl. Friedrich Nietzsche: Die Fröhliche Wissenschaft), sollte die Weltformel des Kopernikus in allen Wissensbereichen Geltung bekommen.

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