Die Säfte im Körper

Schiller und die Temperamentenlehre Was ist der Mensch? Edel, hilfreich und gut? Ist er ein Muster an Tugend oder maßlos neidisch, rachsüchtig und verzweifelt? Nach mittelalterlicher Vorstellung sind die im Menschen vorhandenen „Säfte“ (humores) für die unterschiedliche Charakterbildung ausschlaggebend. Der „dicke und dürre“ Saft der schwarzen Galle verhindere das Lachen. So wird der Melancholiker gedacht, der „neidische, traurige und furchtsame“ Mensch. Der Choleriker wird der gelben Galle zugerechnet, er gilt als „leidenschaftlich, jähzornig, autoritär und ehrgeizig“. Nach der Theorie der Ärzteschule von Salerno unter Constantinus Africanus, deren Einfluss bis ins 19. Jahrhundert bestimmend ist, sind Leber und Milz für […]

Weiterlesen

Böses und Gutes, Böses ohne Gutes –

Tragische Schuld und Intrige in „Kabale und Liebe“ Glück und Unglück, so teilt es das bürgerliche Trauerspiel dem Zuschauer mit, werden auch in der bürgerlichen Familie fassbar. Und Glück und Unglück, ganz wie in der Tragödie – man nehme König Ödipus als Beispiel – kommen von derselben Seite. Und dass jemand, der das Gute will, zugleich das Böse schafft, begründet das Phänomen des Tragischen. Die dialektische Einheit von in den Figuren angelegten positiven und negativen Kräften lässt sich auch in Schillers Trauerspiel „Kabale und Liebe“ aufweisen. Vater Miller, so zeigt es sich, ist sich der tragischen Schuld nicht bewusst, […]

Weiterlesen

Drama, Schiller, Drama!

Das Drama als Medium der Affekte Schillers bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe“ erfährt nicht selten Kritik. Grund dafür ist in aller Regel die schaurig-rührende Ausgestaltung der Handlung. Der Sohn eines machthungrigen Ministers (Ferdinand) macht einem Mädchen (Luise) aus bürgerlicher Familie den Hof. Er kommt zu der Sechszehnjährigen ins Haus, besucht sie von nun an häufiger, verführt sie, macht ihr Geschenke, Geständnisse und gestrenge Vorwürfe, wenn seine Eifersucht entfacht wird. Als beider Väter von der Mésalliance erfahren und ein Machtwort sprechen, ist das Ende bereits abzusehen. Schiller gestaltet dies mit großem Pathos. Die Tochter beugt sich dem Willen des Vaters […]

Weiterlesen

„Mein bist du!“

Liebe und Gewalt in „Kabale und Liebe“ Kabale und Liebe, II, 5 SZENENANALYSE Alle Zitate beziehen sich auf die Ausgabe im Hamburger Lesehefte Verlag, 2012. Es ist bemerkenswert, zu sehen, dass Liebe, stößt sie auf Widerstand, sich in ihr Gegenteil verkehrt. Was sich liebt, das tötet sich schließlich! Vermutlich ist Friedrich Schiller daran gelegen, diesen Konflikt auf der Bühne zu demonstrieren. Liebe und Gewalt bilden zumindest das Thema in der vorliegenden Szene. Ferdinand von Walter, der adlige Liebhaber aus Schillers bürgerlichem Trauerspiel „Kabale und Liebe“, meint, seine Liebe zu der Bürgerstochter Luise Miller hebe die Ständeschranken auf. Darum möchte […]

Weiterlesen

Luise!

Ferdinands fiktiver Liebesbrief Stellen Sie sich vor, Ferdinand und Luise, die beiden Liebenden aus dem Trauerspiel „Kabale und Liebe“ hätten eine Zeitreise unternommen und fänden sich in unserem Jahrhundert wieder. Wie wird es ihnen ergehen, hätte Ferdinand in unserer Zeit Aussichten darauf, Luise für sich zu gewinnen? Immer noch trennen sie „Welten“, gehört Luise einer um vieles einfacheren und ärmeren Schicht an. Wird Ferdinands Leidenschaft sich dieses Mal erfolgreicher durchsetzen können? Überlegen Sie bitte, welche Haltung Sie dieser Frage gegenüber einnehmen, und schreiben Sie in dieser Haltung den folgenden (fiktiven) Brief Ferdinands weiter. Klicken Sie auf das Bild, um […]

Weiterlesen

Liebe ist alles?

Von den Grenzen der Empfindung Kabale und Liebe, I, 4 EINLEITUNG Sie orientieren den Leser über den gesamten vorliegenden Text. Es liegt in der Absicht des bürgerlichen Trauerspiels „Kabale und Liebe“, die mit der Liebe verbundene Lebenslüge aufzuzeigen. Die Lebenslüge besteht in der Tabuisierung des zeitbedingten Konflikts, des Konflikts zwischen Adels- und Bürgerstand. Der Adelsspross Ferdinand von Walter meint, seine Liebe zu der Bürgerstochter Luise Miller hebe die Ständeschranken auf. Darum möchte er Luise für sich gewinnen und zur Ehefrau machen. Es liegt auf der Hand, wie unmöglich, ja bizarr solch eine Verbindung den Zeitgenossen erscheinen musste. Das Trauerspiel […]

Weiterlesen