Die Sprache, die Tier und Mensch miteinander verbindet

Die Einleitung der Preisschrift „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ Was Tier und Mensch miteinander verbindet im Hinblick auf die Sprache, das meinte Johann Gottfried Herder aufgefunden zu haben unter den Kleinsten unter ihnen, den Bienen und Spinnen, deren reiches Wesen er an ihren weise gebauten Wabenzellen und ihren Netzen erkennt. Die Einheit der Natur – immer wieder hatte er sie auf Sätze gebracht, in einer Philosophie der Sprache, einer Philosophie des Verstehens (Hermeneutik), einer Philosophie der Übersetzung. Die Sprache ist unabdingbar, ob sie als direkter Austausch zwischen Individuum und Individuum oder als Mitteilung über einen Sachverhalt verstanden wird: […]

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Das Problem des „Sprachursprungs“

Sprache als Affektausdruck In der Geschichte der Sprachphilosophie konzentriert sich dieses Problem auf die Frage, ob es eine Sprache außerhalb der Erkenntnis gebe und wie es um das Verhältnis von Erkenntnis und Sprache bestellt sei. Der Begriff der Sprache geht daher bei den meisten Autoren über den eigentlichen Begriff der Sprache als Mittel der Erkenntnis hinaus. Er erstreckt sich auch auf die Innerlichkeit des Menschen, auf die Spontaneität des Gefühls und des Willens. Der sprachliche Ausdruck erwächst aus der Emotion, aus Lust und Unlust, aus sozialen Beziehungen – die der Sprecher verwünscht, wenn sie langweilig sind. So setzt es […]

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Ursprung der Sprache

François Truffaut: Der Wolfsjunge (Filmtrailer in englischer Sprache) Im Brennpunkt der Frage nach dem Ursprung der Sprache: Victor, das „wilde Kind aus Aveyron“ Die Sprachursprungsfrage bewies, dass das Bewusstsein für die Vorzeit des Menschen erwacht war. Die Gelehrten der Aufklärung interessierten sich für die intellektuelle Entwicklung des Menschen, kurzum, für dessen Sprache. Sollten sie diese Frage nach dem Ursprung der Sprache mit den Möglichkeiten der Phylogenese oder mit jenen der Ontogenese beantworten? Indem Dr. Itard den Fall des ausgesetzten Kindes, des wilden Kindes aus den Wäldern von Aveyron untersuchte, schien er die Lösung für beiderlei Ansätze parat zu haben. […]

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Vom Ursprung der Sprache

Condillac Die Sprachursprungsfrage ist Sinnbild dafür, dass das Bewusstsein für die Totalität der Geschichte erwacht. Die dem Menschen immanente Geschichte, die Anschauung, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte habe, von der Wiege bis zur Bahre, ist damit zum Problem geworden. Es wäre interessant zu untersuchen, inwieweit die Sprachphilosophen der Aufklärung (Condillac, Süßmilch, Herder) sich dieses Problems bewusst waren. Das „Lexikon der Aufklärung“ hält fest: „Geschichtsphilosophie im modernen Sinne des Wortes, nämlich als systematische Theorie vom Wesen und Verlauf der Geschichte, ist ein Produkt der angeblich geschichtsfeindlichen Aufklärung; auch der Ausdruck Geschichtsphilosophie scheint erst im 18. Jahrhundert geprägt worden zu […]

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Sprache, subjektiv betrachtet

Herder: Sprache und Reflexion Da die Sprache und die Reflexion laut Herder ineinanderfallen, ist es klar, dass eine derart zentrale Kategorie wie die Form in beiden vorzufinden ist. Da die Form jedoch eine übergeordnete Kategorie ist, tritt auch der Unterschied zwischen Sprache und Reflexion deutlich hervor. Die Sprache – als Sprache der Natur – ist darauf gerichtet, sich mitzuteilen. Darin besteht die objektive Form der Sprache – in der Kommunikation (Mitteilung). Es ist bekannt, dass Herder die Reflexion als Akt der Besinnung fasst. Dabei ist von einer bestimmten Beziehung zur Welt die Rede. Die Reflexion ist laut Herder darauf […]

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Das Ohr als Lehrmeister der Sprache

Herder: Die Sprache als Affektausdruck Der bei den Romantikern gebräuchliche Begriff des Sprachorgans ist nicht in jeder Beziehung eine Metapher. Denn es ist die Energie eines Organs, ohne die die Entstehung der Sprache nicht denkbar wäre. Für Johann Gottfried Herder beispielsweise ist der Sprachursprung immer mit Affekten verbunden. Sprache entsteht aus dem Gefühl, ist als Sprache der allgemeinen, in uns wirkenden Natur emotionales und nicht repräsentatives Zeichen. „Schon die antike Theorie kennt diese Ableitung der Sprache aus dem Affekt, aus dem πάθος der Empfindung und der Lust und Unlust. […] Diese [Sprache] ist nicht das Werk einer bloßen Konvention, […]

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Spontaneität der Sprache

Herders dynamisches Sprachmodell Die Theorie der menschlichen Spontaneität bildet die Grundlage von Herders Preisschrift über den Ursprung der Sprache. Spontaneität ist das Thema jenes Zeitalters, in dem die Bestimmung des Menschen zum Problem geworden ist. Spontaneität ist in sprachlicher Hinsicht Ausdruck und Darstellung innerer Begriffe. Es wäre oberflächlich und künstlich, die Sprache stattdessen an allgemeine Begriffe knüpfen zu wollen. Allgemeine Begriffe, als Kennzeichen der einheitlichen Vernunft, finden sich in der Theorie des philosophischen Idealismus, bei Platon, Descartes und Leibniz. Für Herder dagegen gibt es keine abgesonderte Verstandeskraft, die sich der Sprache als Instrument bedient. Spontaneität (Selbsttätigkeit) bringt für ihn […]

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