Warum verschwinden Wörter?

Versuch über merkwürdige Verluste innerhalb des Sprachgebrauchs Die Übereinkunft zwischen sprachlichen Zeichen und den ihnen entsprechenden Lauten scheint die Vieldeutigkeit einzuschränken, die dem menschlichen Ausdruck in mancher Beziehung zu eigen ist. Man denke nur an das Lächeln und Weinen und die anderen Ausdrucksformen jedes Menschen, die zu allen erdenklichen Regungen seines Innern passen. Doch es stellt sich heraus: Auch die Welt der sprachlichen Zeichen ist weit, das Spinnennetz Sprache trägt niemanden sicher. Es sei überhaupt eine seltsame Sache mit den Namen – d. h. mit den sprachlichen Zeichen –, sagt Sokrates. Stell dir vor, ich sagte Pferd, sähe aber […]

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Humboldt: Der Doppelbegriff des Sprachorgans

Wilhelm von Humboldt: Von der Natur der Sprache und ihrer Beziehung auf den Menschen im Allgemeinen In der Diskussion über das Verhältnis von Sprache und Denken wirkt die Rede von einem Sprachorgan wie eine kühne, starke Metapher, behauptet die Rede doch, dass die Sprache das Denken organisieren könne. Kann sie es, um einen Ausdruck der EDV zu verwenden, auch „formatieren“? Aus der Luft gegriffen ist der Doppelbegriff nicht, denn das Denken braucht das Organ der Sprache, wie der Atem die Lunge, um physisch wahrnehmbar zu werden. Allerdings ruft der Begriff unerwünschte Doppeleffekte hervor. Dient Sprache als Organ wirklich dazu, […]

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Das Problem des „Sprachursprungs“

Sprache als Affektausdruck In der Geschichte der Sprachphilosophie konzentriert sich dieses Problem auf die Frage, ob es eine Sprache außerhalb der Erkenntnis gebe und wie es um das Verhältnis von Erkenntnis und Sprache bestellt sei. Der Begriff der Sprache geht daher bei den meisten Autoren über den eigentlichen Begriff der Sprache als Mittel der Erkenntnis hinaus. Er erstreckt sich auch auf die Innerlichkeit des Menschen, auf die Spontaneität des Gefühls und des Willens. Der sprachliche Ausdruck erwächst aus der Emotion, aus Lust und Unlust, aus sozialen Beziehungen – die der Sprecher verwünscht, wenn sie langweilig sind. So setzt es […]

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Kommunikation I

Kommunikation ist Übersetzung Kommunikation ist im Wesentlichen Übersetzung. Das betrifft nicht nur die Übersetzung aus einer Fremdsprache in die eigene Sprache. Das betrifft auch die Übersetzung der aus menschlicher Perspektive unvollkommenen Mitteilung einer Schildkröte, die spazieren zu führen um 1840 in Paris Mode gewesen sein soll. Nehmen wir an, die Schildkröten besäßen die Fähigkeit, komplexer als bisher angenommen untereinander kommunizieren zu können. Darwin sah sie als Geschöpfe der Vorzeit an, und dass man sie für taub gehalten hat, sei für ihn nicht verwunderlich. So hätten die Schildkröten, die er auf den Galapagosinseln erkundet habe, regelmäßig zu seinem Ergötzen wie […]

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Lebhafter Grenzverkehr

Die deutsche Sprache als Sprache der Literatur Im Verlauf des Unterrichts haben wir einige Eigenarten der deutschen Sprache kennen gelernt. Sie ist eine Mischsprache. Sie ist auf dem Rückzug, sowohl was ihren äußeren Einfluss, als auch ihre innere Beschaffenheit angeht. Wir haben unsere Aufmerksamkeit kurz auf die Bedeutung des Niederdeutschen im Bereich der Hanse gerichtet, deren Wirtschaftsraum sich immerhin von Belgien bis zum Baltikum erstreckte. Allmählich zieht sich das Deutsche zurück, als Wissenschaftssprache, als differenzierte Hochsprache. In vielen Bereichen beginnt der Einfluss des Englischen das Deutsche immer mehr zurückzudrängen. Es weicht jedoch nicht widerstandslos zurück, sondern bezieht Stellung im […]

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Ursprung der Sprache

François Truffaut: Der Wolfsjunge (Filmtrailer in englischer Sprache) Im Brennpunkt der Frage nach dem Ursprung der Sprache: Victor, das „wilde Kind aus Aveyron“ Die Sprachursprungsfrage bewies, dass das Bewusstsein für die Vorzeit des Menschen erwacht war. Die Gelehrten der Aufklärung interessierten sich für die intellektuelle Entwicklung des Menschen, kurzum, für dessen Sprache. Sollten sie diese Frage nach dem Ursprung der Sprache mit den Möglichkeiten der Phylogenese oder mit jenen der Ontogenese beantworten? Indem Dr. Itard den Fall des ausgesetzten Kindes, des wilden Kindes aus den Wäldern von Aveyron untersuchte, schien er die Lösung für beiderlei Ansätze parat zu haben. […]

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Ein Symbol

Ein Symbol im Unterschied zur Metapher Ein Symbol bedeutet, im Unterschied zur Metapher, eine Fahne hochzuhalten, eine Kerze anzuzünden, für einen Verein, für einen Freund. Das Symbol ist ein willkürliches Zeichen. Statt durch die Fahne kann ich meine Anhängerschaft auch durch das Tragen des Vereinstrikots bezeugen. „Willkürlich“ heißt in diesem Zusammenhang: Ein Symbol braucht keinen – logisch nachprüfbaren – Vergleich zu beinhalten, wie es bei Metaphern in der Regel der Fall ist. Es ist daher nicht nötig, sich vorzustellen, dass das Vereinstrikot wie der Verein wäre – oder die Fahne oder die Kerze. Erkläre, warum Ausdrücke wie „Der Verein […]

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