Drei Dichter

Drei Dichter beratschlagten darüber, was schlimmer sei: die Lüge, das Schweigen oder der grenzenlose Eigensinn. Hin und her gingen die Gespräche, dass der Wirt in der dunklen Ecke staunte. Da brachte einer die Rede auf den Eigensinn, man sah nur die eine Seite seines Gesichts, es war Kafka. Bald war klar, dass er dem Eigensinn besonderen Stellenwert in seinem Werk einräumte. Nichts weniger als ein nachahmender Affe, der Anthropologie zur Deutung, sei man doch, gäbe man seinen Eigensinn auf! © Gerold Paul

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Schöner grübeln

Der Elefant verließ an diesem Tage gar nicht mehr das Gehege. Gegen Abend ging er in den Gang, der auf das Becken der Kraniche hinausläuft, und sah auf das Wasser. Aus irgendeinem Grund hatte der Dickhäuter Geschmack am Grübeln gefunden. Den Besuchern gefiel es, ihn dabei anzustarren. Es hatte eine erhebende Wirkung, wie man hörte, wenn der Elefant, den Zusammenhang zwischen Kopf und Rüssel begreifend, seltsame Zeichen in den Sand schrieb. Wenn der Wärter seinen Kopf streichelte, hielt er inne und flüsterte mit dem Elefanten, dass er alles kenne, dass er ihn verstehe.

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Die Säfte im Körper

Schiller und die Temperamentenlehre Was ist der Mensch? Edel, hilfreich und gut? Ist er ein Muster an Tugend oder maßlos neidisch, rachsüchtig und verzweifelt? Nach mittelalterlicher Vorstellung sind die im Menschen vorhandenen „Säfte“ (humores) für die unterschiedliche Charakterbildung ausschlaggebend. Der „dicke und dürre“ Saft der schwarzen Galle verhindere das Lachen. So wird der Melancholiker gedacht, der „neidische, traurige und furchtsame“ Mensch. Der Choleriker wird der gelben Galle zugerechnet, er gilt als „leidenschaftlich, jähzornig, autoritär und ehrgeizig“. Nach der Theorie der Ärzteschule von Salerno unter Constantinus Africanus, deren Einfluss bis ins 19. Jahrhundert bestimmend ist, sind Leber und Milz für […]

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