Reportage. Der szenische Einstieg
Zu Anfang einer Reportage wird meist auf den szenischen Effekt gesetzt. Oder der Autor beginnt mit einer These, einer atmosphärischen Stimmung, um nur zwei von vielen weiteren Möglichkeiten zu nennen. Szenischer Einstieg, das heißt: ein Teil derer, über die berichtet wird, ist in Aktion zu sehen. Glücklich ist dieser Einstieg, wenn die Dargestellten dabei nicht wie schlechte Schauspieler wirken. Spielt die Reportage zum Beispiel in Prag, sollten die Touristen nicht wie aufgesetzt wirken. Streicht der Autor zu oft heraus, dass die Touristen mit ihren neugierigen Gesichtern Straßen und Plätze bevölkern, wird er den Leser trotz des stimmig scheinenden Details verlieren. Der Leser billigt nämlich keine Klischees, schließlich geht es in der Reportage um das „ungestellte Leben“, wie es Siegfried Krakauer 1929, in den Goldenen Jahren der Reportage, bemerkt hat: „Seit mehreren Jahren genießt in Deutschland die Reportage die Meistbegünstigung unter allen Darstellungsarten, da nur sie, so meint man, sich des ungestellten Lebens bemächtigen könne“ (Siegfried Kracauer: Schriften. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1971, 216).
Arbeitsanregungen:
Verfassen Sie den Einstieg zu einer Reportage auf der Grundlage der beigefügten Materialien.
Halten Sie sich auch beim Einstieg an die im Unterricht erarbeiteten allgemeinen Regeln:
- Die Reportage ist kein Ersatz, sondern Ergänzung zu Nachricht oder Bericht.
- So konkret und anschaulich wie möglich!
- Verkürzen Sie Eindrücke nicht auf Schlussfolgerungen!
- Lassen Sie die Menschen zu Wort kommen!
- Beschreiben und nicht behaupten!
- Erzählen Sie filmisch!
- Suchen Sie einen interessanten Einstieg!
Materialien:
Der am 25.9.2017 in der „Berliner Zeitung“ unter dem Titel „Nach Sturz von Karlsbrücke: Schauspieler Jan Triska ist tot“ erschienene Bericht schildert:
Zwei Tage nach einem tragischen Sturz von der Karlsbrücke in Prag ist der tschechisch-amerikanische Schauspieler Jan Triska seinen Verletzungen erlegen. Dies berichtete die Agentur CTK am Montag. Triska wurde 80 Jahre alt. Er hatte nach seiner Emigration in die USA im Jahr 1977 in zahlreichen Hollywood-Filmen mitgespielt, unter anderem als Killer in „Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“ des Regisseurs Milos Forman. Zwei Touristen eines Ausflugschiffs hatten den populären Darsteller am Samstag bewusstlos aus der Moldau geborgen und zunächst noch wiederbelebt. „Er ging vor jedem neuen Dreh auf die Karlsbrücke, um Kraft zu tanken, die Statuen zu berühren und um Glück zu bitten“, sagte der Regisseur Jiri Madl im tschechischen Fernsehen CT. Möglicherweise verlor Triska dabei den Halt. Die Polizei hat Ermittlungen zur genauen Unglücksursache aufgenommen.
Lösungshilfe:
Korrigieren und ergänzen Sie den Vorschlag!
Das Foto nicht vergessen. Der Hotelportier ist auch darauf zu sehen. Er erscheint mir als der geeignete Mann für meine Frage, wer die Frau neben ihm ist. Ich erzähle ihm von meinen Schwierigkeiten mit der alten Dame. Wie sie mich beim Frühstück über Tisch und Teller hinweg ansieht. Ich spüre, ich bin eine große Enttäuschung für sie. „Sie arbeiten für sie?“, fragte sie plötzlich. Ich hatte nie etwas mit dieser Frau zu tun gehabt, auch wenn die Polizei von Prag das später behauptet hat.
Wir sind in Prag. Man hat mich gebeten, ein paar Aufnahmen von der Altstadt, der Pracht der Karlsbrücke, den Heiligen im Mondschein, dem Hradschin und so weiter zu machen. Ich bin also hier, um mich umzusehen. Um ein bisschen zu träumen. Um dann von diesem merkwürdigen, schnauzbärtigen Verkäufer unterbrochen zu werden. Gedränge in Prag. Und er gibt nicht auf. Und er greift sich eine Schnur und zieht im Fluge Seifenblasen in die Höhe. „Da bist du!“, sagt mein Kollege. „Interessiert es dich nicht, was drüben auf der Brücke los ist?“ Tatsächlich bin ich froh. Mit ihm, dem kleinen Atheisten, ist es immer so, als gäbe es keinen Alltag mehr.
Ich hatte damals, soweit ich mich erinnere, gar nicht gewusst, dass es einen in Tschechien beliebten Schauspieler mit Namen Jan Triska gibt. Nur einen Film mit ihm hatte ich gesehen.
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