„Choc, Trauma und Nervosität“

Expressionismus und Zeiterfahrung Bereits in der Antike hat man sich über das zunehmende Tempo beklagt: Früher ritt man gemächlich zu Pferde, heute führt man Viergespanne. „Heute hat sich die Reitkunst ins Dämonische verkehrt“ (vgl. Tertullian: De spectaculis 9, 1). Innerhalb großer geschichtlicher Zeiträume verändert sich, wie die Geschichtswissenschaft betont, mit der technischen Entwicklung auch die Wahrnehmung der Zeit. Das intuitive Erlebnis einer vorbeifahrenden Straßenbahn mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h zum Beispiel ist heute von anderer Qualität als 1913. Man kennt zwar schon die Straßenbahn – zunächst wird sie von Pferden gezogen –, aber die Wahrnehmung der Straßenbahn ist, […]

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Flieger waren über der Stadt –

Die Eröffnung von „Tauben im Gras“ EINLEITUNG Sie informieren den Leser über den Textauszug, indem Sie Textgattung, Titel, Autor, Erscheinungsjahr und Epochenzugehörigkeit des übergeordneten Textes benennen, den Inhalt und die Thematik des vorliegenden Auszugs beschreiben. Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ schließt ebenso düster, wie er beginnt. Im Folgenden soll die kunstvoll ausgeführte Ouvertüre untersucht werden. Sie nimmt das Ende vorweg und weitere zentrale Themen und Aspekte des Romans – wie die Verzweiflung des schriftstellernden Helden, Philipp genannt, und die Abgründigkeit der Welt- und Schicksalszeit, die auszuhalten alle Figuren der Handlung genötigt sind. Was die Thematik der Ouvertüre selbst […]

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Prophetisches Erzählen

Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ Dieser Roman beginnt prophetisch. Dabei ist dem Leser von der ersten Zeile an klar, dass realistisch erzählt wird. Die „Flieger“ (9, 1) über der Stadt bilden in der Tat Flugzeuge ab, so wie auf der Straße die Motorräder „die leichten Motorräder der Zeitungsfahrer“ (9, 22–23). Dokumentarischen Charakter haben die Titelzeilen der Zeitungen: z. B. „SCHAH HEIRATET, INTRIGEN UM DEN PFAUENTHRON“ (9, 18–19). Trotzdem verliert sich der Roman nicht in der Berichterstattung. Denn der Bericht ist prinzipiell stofflich. Er ist offen, beschränkt sich auf die Wiedergabe von Tatsachen, wobei der Berichterstatter im Hintergrund bleibt. […]

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