Flieger waren über der Stadt –

Die Eröffnung von „Tauben im Gras“

EINLEITUNG

Sie informieren den Leser über den Textauszug, indem Sie Textgattung, Titel, Autor, Erscheinungsjahr und Epochenzugehörigkeit des übergeordneten Textes benennen, den Inhalt und die Thematik des vorliegenden Auszugs beschreiben.

Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ schließt ebenso düster, wie er beginnt. Im Folgenden soll die kunstvoll ausgeführte Ouvertüre untersucht werden. Sie nimmt das Ende vorweg und weitere zentrale Themen und Aspekte des Romans – wie die Verzweiflung des schriftstellernden Helden, Philipp genannt, und die Abgründigkeit der Welt- und Schicksalszeit, die auszuhalten alle Figuren der Handlung genötigt sind. Was die Thematik der Ouvertüre selbst angeht – die Warnung vor dem erneuten Ausbruch der Gewalt zwischen den Völkern, die Gefahren neuer Kriege –, so ist leicht ersichtlich, dass sich der Erzähler realistisch berichteter Details aus der unmittelbaren Nachkriegszeit bedient. Ferner aber, dass die Ouvertüre nicht nur die fünfziger Jahre umfasst, die Geburtsjahre der Bundesrepublik Deutschland – der Roman ist 1951 erschienen – sondern den dargestellten Augenblick verlässt und, schöpferisch und zerstörerisch zugleich wie das ewige Werden und Vergehen, zur mythischen Anschauung der Zeit selbst hinausdrängt.

HAUPTTEIL

Sie machen kurze Angaben zur Perspektive des Erzählers und zur Figurenkonstellation.

Offen ist zunächst die Frage, ob der Roman tatsächlich einen Helden enthält. In der Ouvertüre erscheinen die Auguren als herausgehobene Figuren. Daneben sind zahlreiche andere Figuren gegeben: prominente Personen der Zeitgeschichte, z. B. „ADENAUER“ (10, 16), Alltagsmenschen (z. B. „Zeitungsfahrer“ (9, 23), aber auch mythische Figuren, „Zwerge“ (9, 11) der Vorzeit. Das Geschehen wird aus der Sicht eines kritisch-distanzierten, allwissenden Erzählers geschildert.

Sie beschreiben und gliedern den Inhalt des vorliegenden Auszugs.

Der Inhalt ist nicht von der Form zu trennen und daher schwierig zu beschreiben. Es kommt auf den ersten Seiten des Romans „Tauben im Gras“ offenbar darauf an, zu zeigen, dass ein Tag beginnt.

  • Zuerst wird mitgeteilt, dass sich Flugzeuge über der Stadt befinden (9, 1–7).
  • Die Zeitungsfahrer tragen die Zeitungen aus. Die Leser werden mit Schlagzeilen konfrontiert, die von politischen Krisen und von drohenden Kriegen um Öl künden (9, 8–29).
  • Die Zeitungen berichten von zunehmenden Gegensätzen zwischen Ost und West (9, 29–10, 10).
  • Das demoralisierte Deutschland versucht sich trotz des Zusammenbruchs zu behaupten: Adenauer erwägt die Wiederbewaffnung (10, 10–27).

Sie informieren den Leser über Ihre Vorgehensweise.

Bei der nachfolgenden Untersuchung soll die Frage nach der Gestaltung des literarischen Raums im Vordergrund stehen.

Sie untersuchen den Textauszug unter den angegebenen Gesichtspunkten.

„Flieger waren über der Stadt“ (9, 1). Das zu Beginn verwendete Leitmotiv vermittelt dem fiktiven Raum die Größe, die er in Anbetracht des allwissenden Erzählers benötigt. Der Flieger ermöglicht den Überblick. Der Flieger ist jedoch keine statische Größe: Er drängt an die Grenze des dargestellten Raums, verlässt die Stadt und kehrt wieder (9, 3: „täglich und nächtlich“). Die Flieger kehren wieder und wieder. Auf dieser Grundlage – dem Leitmotiv der Wiederholung – baut sich im Folgenden das Erzählmuster auf, die zeitliche Abfolge der einzelnen Handlungsmomente. Es geht dem Erzähler anscheinend nicht darum, das Allernächste, einen bestimmten Tag in einer bestimmten deutschen Stadt zu schildern. Bereits die ersten Sätze zeigen, dass er über den Tag hinausgreift.

Der öffentliche Raum, wie er im zweiten Abschnitt des Romans widergespiegelt wird (9, 8–10,27), wird von den Schlagzeilen der Zeitungen beherrscht. Der Erzähler teilt mit, dass die internationalen Mächte, und zwar sowohl die sozialistischen als auch die kapitalistischen Staaten, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen angesichts der Verluste durch den Krieg vorantreiben („Öl aus den Adern der Erde, […] vergrabenes Erbe, […] der Teufelsschatz: er wurde ans Licht geholt, er wurde dienstbar gemacht“, 9, 8–14).

[Noch zu ergänzen!]

Sie stützen die Ergebnisse durch Aussagen über die Erzähltechnik und die sprachliche Gestaltung des Textes.

Freilich ist der Roman historisch betrachtet die Darstellung eines bestimmten Geschehens, mag es um die Bewältigung einer bestimmten Sehnsucht oder einer bestimmten Reise gehen. Und Aufgabe des Erzählers ist es, die Reise zu begleiten. Der Roman „Tauben im Gras“ lässt jedoch die traditionellen Begriffe des Erzählens nicht bestehen. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass er anstelle von Figuren Schlagzeilen zum Vehikel der Komposition macht: „KRIEG UM ÖL, VERSCHÄRFUNG IM KONFLIKT, DER VOLKSWILLE, DAS ÖL DEN EINGEBORENEN“ (9, 14–16 ff.). Dadurch gelingt es dem Erzähler, die Ideologie der Medien, die Stimmungsmache der Zeitungen an den Leser zu vermitteln.

[Noch zu ergänzen!]

SCHLUSS

Sie formulieren ein Fazit.

Die Aufgabe des Romans lässt sich traditionell als die Wiedergabe einer besonderen Erfahrung von allgemeiner Bedeutung beschreiben. Zum Roman im prägnanten Sinn des Wortes wird eine Erzählung erst dann, wenn der Held aus seinen privaten Räumen herausgenommen und in öffentliche Räume versetzt wird. Das wird herkömmlicherweise als das so genannte Abenteuer bezeichnet. Was das Abenteuer angeht, so ist klar, dass der vorliegende Text, der Anfang des Romans „Tauben im Gras“, sich diesem Grundverhältnis des Romans entzieht. Nach der Untersuchung des Textauszugs drängt sich die Frage auf, ob der dargestellte öffentliche Raum überhaupt zur Ursache für eine besondere Erfahrung werden kann, wird er doch von der Stimmungsmache der Medien beherrscht. Insofern scheint Koeppens Roman das Medienzeitalter vorwegzunehmen, indem er den Verlust privater Räume und die Erfahrung der Immergleichheit beschreibt.