Was wäre, wenn die Götter zu Staub zerfielen?

Iphigenies Konflikt mit den Göttern

Die Aufklärung, vor allem in Frankreich, ist religionskritisch. Männer wie Descartes sind von dem festen Vorsatz bestimmt, alles von Grund auf anzuzweifeln und umzustürzen. Was wäre, wenn die Götter nicht existierten, wenn auch der christliche Gott zu Staub zerfiele? Hatten nicht bereits die von den Aufklärern bewunderten Schriftsteller der Antike ihr Misstrauen gegenüber der Religion geäußert? War Cicero zum Beispiel nicht davon überzeugt, dass die Religion der Philosophen („religio philosophorum“) nichts mit der Religion der Masse („religio vulgi“) gemein habe?

Goethe übernimmt diese Gedanken in dem Schauspiel „Iphigenie auf Tauris“. Zunehmend wird Iphigenie sich ihrer eigenen Möglichkeiten bewusst und gerät mit den überlieferten Gottesvorstellungen, besonders mit ihrer Göttin Diana in Konflikt. Die archaischen Menschenopfer hat sie abgeschafft. Was wäre, wenn auch die Götterbilder selbst zu Staub zerfielen (vgl. V. 864)? Was wäre, wenn sie sich selbst an die erste Stelle setzte und die Göttin an die zweite? Lange hat sie sich im Einvernehmen mit den Göttern gewähnt. Nun erfährt sie von den Gräueltaten in ihrer Familie.

Bildungsidee

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