Die große Klage

Der Dreißigjährige Krieg im Spiegel barocker Gedichte Der Barock hat sich diese beiden Worte zu eigen gemacht: „Angst“ und „Tränen“. Einer der bekanntesten Texte des Dichters Andreas Gryphius’ trägt den Titel „Tränen des Vaterlandes“, als könnte er dieses Wort nicht oft genug wiederholen. Der Dichter nimmt sich selbst dabei nicht aus: Es geht nicht darum, aus der Perspektive eines abgeklärten Philosophen vielleicht, das Leid der Anderen zu betrachten, das er selbst abgeworfen hat. Es geht darum, zu klagen und zu leiden angesichts der großen Verwüstungen, des „Tobens der Feinde“, bei dem auch die Seele Schaden nimmt. Den Hintergrund bildet […]

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Pilgerlied

Der Himmel als Landkarte des Pilgers Als unwidersprochen im Hinblick auf den Barock gilt die Behauptung, dass die Kirche in dieser Epoche wieder zu Kräften gekommen sei. Die Weite des Sternenhimmels sei nach dem Ende der konfessionellen Kriege wieder über das Bewusstsein der Gläubigen gezogen. Darum finde seine Nachbildung sich so oft auf den Decken barocker Kirchen, intensiv leuchtend. Auch das vorliegende Gedicht, Sigmund von Birkens „Pilgerlied“ aus dem Jahr 1652, erscheint als logische Konsequenz dieser Ausweitung des Himmels. Meine These ist, dass dieses Gedicht nicht ohne die Problematik des wieder zu Kräften gekommenen, mystischen Sternenhimmels begriffen werden kann. […]

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SEHNSUCHT

Oder: Sentimental Journey Joseph von Eichendorff:Sehnsucht Es schienen so golden die Sterne,Am Fenster ich einsam standUnd hörte aus weiter FerneEin Posthorn im stillen Land.Das Herz mir im Leibe entbrennte,Da hab’ ich mir heimlich gedacht:Ach, wer da mitreisen könnteIn der prächtigen Sommernacht! Zwei junge Gesellen gingenVorüber am Bergeshang,Ich hörte im Wandern sie singenDie stille Gegend entlang:Von schwindelnden Felsenschlüften,Wo die Wälder rauschen so sacht,Von Quellen, die von den KlüftenSich stürzen in Waldesnacht. Sie sangen von Marmorbildern,Von Gärten, die überm GesteinIn dämmernden Lauben verwildern,Palästen im Mondenschein,Wo die Mädchen am Fenster lauschen,Wann der Lauten Klang erwacht,Und die Brunnen verschlafen rauschenIn der prächtigen Sommernacht. […]

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