Der neue Mensch

Die Expressionisten brauchen offenbar die Konfrontation mit dem Primitiven. Carl Einstein legt in seinen Ausführungen über die „Negerplastik“ (1915) das Augenmerk auf die Plastizität primitiver Kultfiguren, die „kubische“ Verselbstständigung ihrer Teile. Einstein kommt zu dem Schluss: „[D]er eigentümlich starre Ausdruck, der auf den Gesichtern geformt ist, […] heißt nichts anderes als letzte Intensität des Ausdrucks, befreit von jedem psychologischen Entstehen; zugleich ermöglicht [er] vor allem eine geklärte Struktur.“ Es überrascht daher nicht, wenn expressionistische Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Max Pechstein der Zivilisation den Rücken kehren und in den deutschen Kolonien im Stillen Ozean nach Anregungen […]

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Südseesucht

Expressionismus und Exotismus Immer wieder wird die Sehnsucht als das bestimmende Gefühl der Deutschen, insbesondere der deutschen Romantiker betrachtet. Dazu gehört die Liebessehnsucht, aber auch die aus Lebensüberdruss entstehende Sehnsucht, jenes Gefühl, das uns in ferne, unbekannte Regionen hinüberdrängt. Wie lautet der Name für die Sehnsucht im Expressionismus? Einfacher gefragt: Sind die Sehnsucht der Iphigenie – „[d]as Land der Griechen mit der Seele suchend“ (I 1,12) – und der Exotismus expressionistischer Künstler, die Sehnsucht nach der Südsee eines und dasselbe? Arbeitsanregungen: Was macht die Naivität dieses Bildes aus? Worin mag die Faszination des Exotischen bestehen? Informieren Sie sich über […]

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Abschied

Joseph von Eichendorff: Abschied O Täler weit, o Höhen, O schöner, grüner Wald, Du meiner Lust und Wehen Andächt’ger Aufenthalt! Da draußen, stets betrogen, Saust die geschäft’ge Welt, Schlag noch einmal die Bogen Um mich, du grünes Zelt! Wenn es beginnt zu tagen, Die Erde dampft und blinkt, Die Vögel lustig schlagen, Daß dir dein Herz erklingt: Da mag vergehn, verwehen Das trübe Erdenleid, Da sollst du auferstehen, In junger Herrlichkeit! Da steht im Wald geschrieben, Ein stilles, ernstes Wort Von rechtem Tun und Lieben, Und was des Menschen Hort. Ich habe treu gelesen Die Worte, schlicht und wahr, […]

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Das unendliche Gedächtnis der Liebe –

Clemens Brentano: „Der Spinnerin Nachtlied“ Es sang vor langen Jahren Wohl auch die Nachtigall, Das war wohl süßer Schall, Da wir zusammen waren. Ich sing und kann nicht weinen, Und spinne so allein Den Faden klar und rein, So lang der Mond wird scheinen. Als wir zusammen waren, Da sang die Nachtigall. Nun mahnet mich ihr Schall, Dass du von mir gefahren. So oft der Mond mag scheinen, Denk ich wohl dein allein. Mein Herz ist klar und rein, Gott wolle uns vereinen. Seit du von mir gefahren, Singt stets die Nachtigall, Ich denk bei ihrem Schall, Wie wir […]

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Erfindung romantischer Gedanken

Er ging heute mit schnelleren Schritten weiter, und alle Wolken schienen ihm nachzulaufen. Mit magnetischer Gewalt zog dieses Mädchen sein Herz an sich und bewegte alle möglichen Hoffnungen in ihm durcheinander. Franz saß still im Boot und betrachtete sinnend die Ruder, die sich zitternd im Teich spiegelten. Es stand eine hohe Linde vor dem Haus, und im Westen floss der Abend in goldenen Strömen nieder. Arbeitsanregungen: Notieren Sie Gedanken mit dem Titel „Erfindung romantischer Gedanken“. Benutzen Sie dafür die folgenden Textbausteine und setzen Sie eigene Formulierungen ein. Mit magnetischer Gewalt zog … und bewegte alle … … saß … […]

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