Sprache als Ausdruck von Weltansicht

Wilhelm von Humboldt Die Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Denken erschließt überall neue Fragen. So kann die Objektivität der Sprache, der Sprache einer Nation zum Beispiel, im Unterschied zur Subjektivität der Reflexion herausgestellt werden. Sprache bedeutet dann, dass der Sprecher sich in der Einheit und Allheit der ihn umgebenden Nationalsprache „einspinnt“ (Wilhelm von Humboldt) – und damit seine Individualität preisgibt. Die Nationalsprache erstreckt sich nämlich auf alles, was die intellektuelle Tätigkeit angeht. Die Nationalsprache, um einen Ausdruck der EDV zu verwenden, „formatiert“ das Denken. Andererseits ist die Sprache ohne Subjektivität kaum vorstellbar. Die Frage, wie es um […]

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Drei Dichter

Drei Dichter beratschlagten darüber, was schlimmer sei: die Lüge, das Schweigen oder der grenzenlose Eigensinn. Hin und her gingen die Gespräche, dass der Wirt in der dunklen Ecke staunte. Da brachte einer die Rede auf den Eigensinn, man sah nur die eine Seite seines Gesichts, es war Kafka. Bald war klar, dass er dem Eigensinn besonderen Stellenwert in seinem Werk einräumte. Nichts weniger als ein nachahmender Affe, der Anthropologie zur Deutung, sei man doch, gäbe man seinen Eigensinn auf! © Gerold Paul

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Wendezeiten

Hofmannsthals „Brief“ im geschichtlichen Kontext 1. Bruch mit dem mittelalterlichen Weltbild (Aspekte) Während sich auf dem europäischen Kontinent die Ländergrenzen neu ordnen, wird das englische Königreich unter Elisabeth I. zur Vormacht auf den Meeren (1588: Untergang der spanischen Armada). Auf dem Land bilden sich nach dem Ende der Religionskriege (1598: Edikt von Nantes) die modernen Staaten aus. Land und Meer werden neu verteilt. Die Raumrevolution vollzieht sich auch im Bereich des Denkens. Das Bewusstsein für die Universalität des Raumes (Kopernikanisches Weltbild) und die Subjektivität der Raumvorstellungen (René Descartes) erwacht. 2. Aufbruch ins 20. Jahrhundert (Aspekte) Die Technik des 19. […]

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Sprache und Wahrheit

Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn Nietzsche als Nominalist Nietzsche hat einen hohen Begriff von der Sprache. Trotzdem ist er der Ansicht, dass sie im Hinblick auf die „wirkliche“ Welt versagt. Wer meint, dass die Dinge um uns in der Sprache gespiegelt werden, irrt. Selbst in einer idealen Sprache ließen sich die Beziehungen der Mitglieder einer Wortfamilie untereinander klären (z. B. ziehen, Anzug, Erzieher, Zucht), die Beziehung eines Nomens (z. B. Baum) zu seinem Geschlecht (Maskulinum: der Baum) feststellen, jedoch niemals eine angemessene Beziehung zu der Welt außerhalb der Sprache herstellen. Nur durch Vergeßlichkeit kann der Mensch je dazu […]

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Die Sprache als Grenze der Welt

Sprache des Kalküls vs. Sprache der Evidenz Die Sprache schiebt der Natur den Riegel vor – dieser Gedanke zeigt sich bei Wittgenstein, aber auch im Brief des Lord Chandos (Hofmannsthal). Die Sprache ist, da sie nur in Begriffen zu scharfer Bestimmtheit gelangt, an die Logik gebunden. In der Metasprache werden die Regeln für diese Logik festgelegt. Der Sinn oder die Wahrheit sprachlicher Äußerungen erweist sich, abhängig von der Metasprache, also im Sinnzusammenhang logischer semantischer und syntaktischer Regeln. Diese vom frühen Wittgenstein (Tractatus logico-philosophicus) und im „Brief“ des Lord Chandos kritisch dargestellte Sprache ist eben nicht die Sprache der Evidenz, […]

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Hofmannsthal: Ein Brief

Immer wieder ist die Frage nach der Intention des 1902 veröffentlichten, Epoche machenden „Briefs“ Hugo von Hofmannthals gestellt worden. Ist es die Frage nach dem eigenen Weg? Ist es eine Studie über die Biographie des österreichischen Dichters selbst, der sich ähnlich wie der fiktive Verfasser des berühmten „Briefes“ für eine geraume Zeit in einer Entwicklungskrise befunden hat? Das ist nicht auszuschließen, wenn dabei nicht „die kategoriale Verschiedenheit von Biografie und Dichtung“ (Szondi 1978: 266) übersehen wird. Mag der „Brief“ auch schwierig erscheinen, so bietet er doch genügend Anregungen, ihn kritisch zu diskutieren. Lord Chandos macht der Sprache den Prozess; […]

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