Brücken zur Moderne

Impressionismus und Expressionismus in Bild und Text Expressionismus und Impressionismus werden gemeinhin als Gegensätze betrachtet. Das heißt, was die Impressionisten in der Darstellung der lebendigen Luft dahingleitender Wolken abbilden wollten, lässt sich bei den Expressionisten nicht vorfinden. Die Idee, das Licht selbst zum Gegenstand zu machen und seine Reflexe zum Leuchten zu bringen, wie es Claude Monet zum Beispiel in seinen unzähligen Seerosenbildern festgehalten hat – es erscheint den Expressionisten unannehmbar. Auch die vom Sonnenlicht gesättigte, flirrende Atmosphäre auf der Leinwand, das harmonische Farbenspiel sind für die Expressionisten unmöglich. Die Landschaftsmalerei insgesamt erscheint als etwas Abseitiges und weicht den […]

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Angst und Schrecken

Motive expressionistischer Literatur Arbeitsanregungen: Erzählen Sie eine Angstgeschichte. Setzen Sie die vorliegende Geschichte fort oder erfinden Sie eine neue. Mit welchen sprachlichen Mitteln können Sie Angst erzeugen? Finden Sie Beispiele in Ihrem Text. Arbeiten Sie die Schauermotive in Georg Heyms Novelle „Das Schiff“, in Jakob van Hoddis‘ Gedicht „Weltende“ (Deutschbuch S. 399) heraus.

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Die Irren

Georg Heym Man sagte immer, Deutschland sei das Land der Irren. Das gilt natürlich, wenn man den Expressionismus in den Blick nimmt, zum Beispiel das Gedicht „Die Irren“ (1910) von Georg Heym. Es war so formlos und verwirrend, obwohl es an die barocke Form des Sonetts gebunden ist. Es war so überwältigend neu: Hier bekam der Wahnsinn eine Stimme. Nietzsche hatte es vorausgesehen: Die Deutschen brauchten die Konfrontation mit der eigenen Schwäche, dem Ich-Zerfall. Georg Heym wies darauf hin: Hier klebten Menschen wie Spinnen an den Wänden, hier wurde der Umbruch plastisch, das Subjekt war verschwunden und ersetzt worden […]

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Ein gefährlicher Mann

Es half nichts, dass die Beamten kamen. Mein Vater war nicht dazu geboren, der Polizei Dienste zu leisten. Es half nichts, dass der Fall dank behördlicher Hilfe in diesem Augenblick eingesehen werden konnte. Der Vater öffnete aller Voraussicht nach nur auf das vereinbarte Klingelzeichen. Immerhin machte er den Schritt zum Briefkasten und entnahm ihm die an ihn gerichtete Nachricht. Als wir uns entfernten, meinte einer der Beamten, dass sie meinen Vater bestimmt holen sollten. Ich erriet bald die Absicht meines Vaters. Er würde aus dem Garten hervorgekrochen kommen, mit kleinen, blinzelnden Augen in Richtung der Ruinen laufen. Mein Vater […]

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Im Namen seiner Eltern

Kafka: Die Verwandlung. Prokuristenszene Zwei Thesen vorweg: Auch wenn es entmutigend viele Deutungen von Gregor Samsas „Verwandlung“ gibt, zählt diese Erzählung zu den interessantesten, die Franz Kafka geschrieben hat. Prinzipiell ist es möglich, Zusammenhänge zwischen dem Geschick Gregors und der Arbeitsteilung in der „Welt der Angestellten“ (Kracauer) herzustellen. Einige Interpreten dagegen neigen dazu, Gregor als Opfer eines in der Familie begründeten Schuld- und Schamkomplexes anzusehen. Die Prokuristenszene (Kafka 2015: 12,11–14,5) lässt sich mit beiden Deutungsansätzen in Verbindung bringen. Sobald wir in der Scham das bestimmende Motiv für Gregor Samsas Verwandlung erkannt haben, stoßen wir auf eine wichtige Frage: Ist […]

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