Da sucht man lieber Kräuter

Hanf Cannabis femina@Goethe's botanical objects

Goethe und die Naturwissenschaften

Dass Goethe sich für die Naturwissenschaften begeisterte, dass seine naturwissenschaftlichen Studien einen beträchtlichen Umfang in seinem Werk ausmachen, ist vor allem im Vergleich mit Schiller entscheidend. Während Goethe sich dem Studium der Natur widmete, lieber Kräuter oder Steine sammelte, wie Schiller spottete, nahm dieser an anderen Differenzen teil und versandte Aufsätze über Freiheit und ästhetische Doktrinen. Schiller äußerte 1787 gegenüber Körner: „Goethes Geist hat alle Menschen, die sich zu seinem Zirkel zählen, gemodelt. Eine stolze philosophische Verachtung aller Speculation und Untersuchung, mit einem bis zur Affectation getriebenen Attachement an die Natur und einer Resignation in seine fünf Sinne, kurz eine gewisse kindliche Einfalt der Vernunft bezeichnet ihn und seine ganze hiesige Secte. Da sucht man lieber Kräuter oder treibt Mineralogie, als daß man sich in leeren Demonstrationen verfinge. Die Idee kann ganz gesund und gut sein, aber man kann auch viel übertreiben“ (Brief vom 12. August 1787).

Es wurde für Goethe selbstverständlich, die Chemie stets mit dem allergrößten Respekt zu behandeln. Er widmete der Chemie einige Aufsätze. Er ließ nicht mehr davon ab, in seinen Notizbüchern von seinen Experimenten zu berichten, Versuchen mit dem gelben Blutlaugensalz, der Berliner Blaulauge und Metallkalken, den Farbstoffen in Pflanzenextrakten. Er beobachtete die Gerinnung von Milch und übertrug seine Schlüsse auf das Gebiet der Mineralogie. Noch als Achtzigjähriger plante er eine Studienreise, um in der Gegend von Freiburg im Breisgau mineralogische Forschungen durchzuführen. Dabei war er sich des Unterschieds zwischen der mittelalterlichen Alchemie und der sich entwickelnden neuzeitlichen Chemie durchaus bewusst. Er suchte nicht den Stein der Weisen und überließ es Wagner anstelle von Faust, es mit der künstlichen Züchtung von Menschen zu versuchen – dem einfältigen Wagner, der nahe an dem Abgrund ist, den die Wissenschaft nicht mehr zu überbrücken vermag.

Arbeitsanregungen:

Lesen Sie die folgenden Texte und notieren Sie, welche Bedeutung die Wissenschaften für Goethe hatten.

„Am widerwärtigsten sind die kricklichen Beobachter und grilligen Theoristen, ihre Versuche sind kleinlich und complicit…“
Eine Annäherung an Goethes Wissenschaftsbegriff:
Das komplexe Diverse als Ganzes begreifen
von Ulrike Landfester

Der Wissenschaftler Goethe – Anatomie und Farbenlehre
von Alfried Schmitz

Diskutieren Sie: Was faszinierte Goethe an den Naturwissenschaften so sehr, dass er sie thematisch in seinem „Faust“ verarbeiten musste?