Die Dekonstruktion des Helden an der Kriegsfront

Probleme des Erzählers in Arno Geigers Roman „Unter der Drachenwand“ mit Hinblick auf den Romanbeginn Worin liegt das Problem des Kriegsromans? Wie stellt es sich für den Erzähler dar? Soll er schlicht und ergreifend schildern, wie einer davongekommen ist? Ist es nicht bedeutsamer, mit Blick auf den unkundigen Leser, „wahrheitsgemäß“ zu registrieren, unter welchen Bedingungen ein derartiges Überleben möglich wäre? Der Roman „Unter der Drachenwand“ von Arno Geiger – 2018 erschienen – scheint auf der einen Seite, gerade mit Bezug auf die Hauptfigur, das zweite vor Augen zu führen: die Rekonstruktion eines begrenzten Glücks. Veit Kolbe ist nicht einfach […]

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Der unzuverlässige Erzähler

Der vermeintliche Tod des Grafen F… Heinrich von Kleist: Die Marquise von O… Es lohnt sich, mit einem Blick in die Sekundärliteratur zu beginnen, bevor die Lektüre der folgenden Passage Widerspruch hervorruft. Dirk Grathoffs Argumentation in seinem zweiten „Annäherungsversuch an eine komplexe Textstruktur“ (Dirk Grathoff: Heinrich von Kleist: Die Marquise von O… Drei Annäherungsversuche an eine komplexe Textstruktur. In: Interpretationen. Erzählungen und Novellen des 19. Jahrhunderts Bd. 1, Reclam Universal-Bibliothek Nr. 8413: Stuttgart 1988, S. 97–131) ist auf die zwei sozialen Instanzen abgestellt, denen die Marquise ihren Tribut zollt: die Familie, durch die die soziale Identität der Marquise verbürgt […]

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Der Roman „Fabian“ – littérature engagée?

Beobachtungen zum Protagonisten und zum Erzähler Erich Kästner ist in ganz anderem Sinne Erzähler als Franz Kafka. Während Kafkas Erzähler versuchen in das Innere der Figuren zu blicken – und daher die personale Erzählperspektive wählen –, betrachten Kästners Erzähler die Figuren mit Distanz. Kafka interessiert sich für das Innere der Figuren, insbesondere für deren rätselhafte Scham und fortwährende Selbstanklage – Kästners Interesse gilt der Perspektive von unten. Das heißt, sein Berichtstil hat viel mit der Reportage gemeinsam. Dabei muss die engagierte von der neutralen Reportage abgegrenzt werden. Was muss darüber im Fall „Fabian“ gesagt werden? Die Titelfigur selbst scheint […]

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Vom Ausbleiben der Erkenntnis –

Der Erzähler in Kafkas Roman „Der Proceß“ Auch der personale Erzähler ist uns gegenwärtig. Zwar ist der auktoriale Erzähler uns näher, indem er klar Stellung bezieht, keinen Zweifel über die Zusammenhänge lässt. Besser gesagt: der auktoriale Erzähler tritt deutlicher in Erscheinung, indem er größer ist als die darzustellenden Figuren, indem er ihnen ins Wort fällt, indem er schamlos alles vorwegnimmt, was er weiß. Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich. (Lew N. Tolstoi: Anna Karenina. Roman. Aus dem Russischen von Fred Ottow. Düsseldorf: Artemis & Winkler 2007, 7) Der in diesem berühmten […]

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